Da das Bewusstsein für seltene, nicht offensichtliche Krankheiten wie Epilepsie in der heutigen Gesellschaft immer weniger vorhanden ist, stellt es die Betroffenen vor große Herausforderungen. Die meisten Menschen sind zunächst irritiert, oder gar geschockt, wenn sie das erste Mal einen Anfall sehen. Diese Unwissenheit erschwert natürlich den richtigen Umgang mit der Situation und verhindert oftmals die richtigen, nötigen Reaktionen. Vielen Leuten ist es leider auch einfach egal. Sie wenden sich ab oder lachen die Betroffenen sogar aus. Vor allem jüngere Menschen sind wenig sensibilisiert und mehr auf sich selbst bedacht als auf ein hilfsbereites Miteinander. Dabei ist es so einfach zu helfen, da es fast keine Vorkenntnisse erfordert und selbsterklärend ist.
Fünf Sofortmaßnahmen, die jeder leisten kann
1. Sicherstellen, dass der Betroffene sich nicht verletzen kann. Das kann bedeuten, den Kopf auf den Schoß oder eine Jacke zu legen und spitze Gegenstände zu entfernen sowie Kanten und Ecken in der Nähe abzudecken.
2. Für ausreichend Platz sorgen und, falls nötig, den Verkehr umleiten, hierbei kann es auch nötig sein, weitere Umstehende um Hilfe zu bitten.
3. Umstehende bitten, einen Notruf abzusetzen. Heutzutage ist fast jeder im Besitz eines Handys. Manchmal haben die Betroffenen auch eine Karte oder einen Ausweis bei sich, worauf ein Ansprechpartner oder der behandelnde Arzt notiert ist.
4. Auf gar keinen Fall sollte versucht werden, die Person festzuhalten oder zu fixieren, da die Ausschläge des Körpers sehr heftig sein und sowohl Helfer als auch Patient verletzen können.
5. Falls der Helfer die Zeit zur Verfügung hat, unbedingt warten, bis der Anfall vorbei ist. Die Betroffenen sind danach oft ohne Orientierung oder teilweise unfähig zu sprechen. Allein schon ein Gesicht zu sehen, das sich gekümmert hat, ist schon sehr viel wert. Da es auch vorkommen kann, dass die Gliedmaßen taub sind, können sich die Betroffenen manchmal nur schwer oder gar nicht bewegen.
Insgesamt ist zu beobachten, dass viele Menschen Berührungsängste mit Kranken haben und sich davor fürchten, bei der ersten Hilfe versehentlich Fehler zu machen. Gerade das Festhalten der Patienten ist leider oft eine falsche Schlussfolgerung, die gezogen wird beim Beobachten eines Anfalls. Es kann auch vorkommen, dass ein Betroffener jemanden anspricht, da er eine sogenannte Aura spürt. Diese kann als eine Art Vorgefühl oder Ahnung eines nahenden Anfalls begriffen werden und sollte keinesfalls ignoriert werden. Oftmals liegen nur wenige Sekunden zwischen der Aura und dem folgenden Anfall.
Füreinander und Miteinander
Viele der Betroffenen bekommen Unterstützung beispielsweise durch einen Alltagsbegleiter oder einen Krankenpfleger, der mit ihnen die täglichen Gänge erledigt. Dazu zählen Arztbesuche, Einkäufe oder einfach nur Spaziergänge im Park. Oft sind es ehrenamtliche Helfer, die diese Tätigkeiten ausführen, oder junge Erwachsene im freiwilligen sozialen Jahr. Auch Praktika in Pflegeberufen sind hierfür, in Absprache mit Schulen und Krankenkassen, denkbar. Eine kurze Unterweisung in eine etwaige Notfallmedikation kann den Betroffenen schon eine Erleichterung sein.
Eigentlich sollten wir als Gesellschaft ein breiteres Bewusstsein haben für Leidende in unserer Mitte. Es mag vielleicht nicht im Alltag eines Jeden sein, dennoch besteht immer die Chance, durch eine unglückliche Wendung selbst in die Situation zu kommen, auf Hilfe angewiesen zu sein. Daher ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass es auch dann Menschen geben muss, die bereit sind, ihre Berührungsangst zu überwinden und zu helfen, da jede Gesellschaft nur so stark sein kann wie ihr schwächstes Glied.
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