Jeder verhinderte Anfall ist ein guter Anfall

Da es selbstverständlich bei jedem Betroffenen eine andere Palette an Situationen gibt, die einen Anfall hervorrufen oder begünstigen können, ist es wichtig, die jeweiligen Lebensbereiche genau zu beleuchten. Für die einen ist es beispielsweise das Auswählen oder Suchen von Artikeln in einem neu umgeräumten Supermarktregal, für die anderen die tägliche, anhaltende Monotonie beim Arbeiten. Es ist jedoch durch verschiedene Studien belegt, dass es einige Verhaltensweisen und Situationen gibt, die zwar nicht per se zu einem Anfall führen müssen, das Risiko hierfür allerdings unnötig zu erhöhen vermögen. Das Wissen darüber, welche dieser Faktoren im Alltag existieren, hilft dabei, einzuschätzen, welche davon vermeidbar sind und was bei den unvermeidlichen Faktoren unterstützend nötig ist, um auf die Warnsignale des Körpers besser achten zu können.

Eine sichere Garantie dafür, dass ein Anfall, auch bei Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen, verhindert werden kann, gibt es allerdings nicht. Daher ist es unerlässlich, sich mit den eigenen Auslösern und den zugehörigen Analogien genau zu befassen. Für Erkrankte, die über keinen Alltagsbegleiter oder Pfleger verfügen, ist es auch ratsam, sich mit Familie und Kollegen auszutauschen, um eventuell Situationen rekonstruieren zu können, die in der Vergangenheit oder unmittelbar zu Anfällen geführt haben, da Betroffene oft keine Erinnerung an die Momente im Vorfeld des Anfalls haben. Zur Nachsorge gehört deshalb unter anderem auch ein gemeinsames Führen des Anfalltagebuchs, vor allem in Bezug auf den Hergang der auslösenden Momente.

Die KGU-Faktoren

Als Oberbegriffe für die Einteilung der möglichen Auslöser werden die drei Faktoren – körperliche Verfassung, geistige Verfassung und Umwelteinflüsse – als Basis herangezogen. Hierbei sind jeweils Zustände wie

  • Müdigkeit, Freude und Erregung bei der körperlichen Verfassung
  • Stress, Ärger oder Langeweile bei der geistigen Verfassung
  • Helligkeit, Farben oder verschiedene Lautstärken bei den Umwelteinflüssen

für die Bewertung wichtig. Anhand dieser Kriterien können Parallelen zwischen Situationen mit und ohne Anfall gezogen werden, um zu erkennen, was und in welchem Umfang den letzten Anfall beeinflusst haben könnte.

Natürlich gibt es, neben diesen, noch weitere Umstände, die aus Teilen der KGU-Faktoren zusammengesetzt sind. Da jeder Mensch einen anderen Alltag hat, ist es unerlässlich zu lernen, auch auf das eigene Gespür zu vertrauen.

Allgemeine und häufige Auslöser die vermeidbar oder kalkulierbar sind

  • Stress, Angst oder Ärger
  • Alkohol, Rauchen oder Drogen
  • Schlafmangel
  • Flackernde Lichter (zum Beispiel Diskothek, TV oder Videospiele)
  • Hormonelle Änderung (zum Beisipel Schwangerschaft, Menstruation)
  • Medikamente, beziehungsweise die Erkrankungen, die mit diesen behandelt werden (hierbei sollte mit dem behandelnden Arzt Rücksprache gehalten werden, da es oft alternative Produkte mit ähnlicher Wirkung gibt)
  • hohe oder niedrige Blutzuckerwerte

Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass diese Situationen oder Risikofaktoren nicht unmittelbar zu einem Anfall führen müssen. Eine zeitliche Verzögerung von einem Tag oder mehr, beispielsweise ausgelöst durch eine Erinnerung an die Belastung, kann durchaus vorkommen. Daher ist es wichtig, den eigenen Gefühlen hierzu auf den Grund zu gehen.

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine gesunde Lebensführung sich insgesamt positiv auf die Anzahl der Anfälle auswirkt. Situationen, die auch ohne die Diagnose Epilepsie schon unangenehm waren, sind jetzt noch weniger attraktiv. Stress wird sich nie ganz vermeiden lassen, wenn man beispielsweise am Arbeitsleben aktiv teilnimmt. Vor allem die Sensibilisierung des eigenen Körpergefühls ist es, die dabei hilft, Anfälle zu vermeiden oder zumindest rechtzeitig zu erkennen. Eine wohlige Atmosphäre, ausreichende Pause und Erholungszeiten sowie ein respektvoller Umgang mit sich selbst sind die effektivsten Werkzeuge.